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400 km Brevet im Riesengebirge – Eine grenzenlose Grenzerfahrung

Zugegeben, es werden viele interessante Brevets in Hamburg und Schleswig-Holstein angeboten, mit Ziel im Harz oder als Inselhopping durch Dänemark. Dennoch ist bei uns, Arne und Britta, die Idee aufgekommen, einen 400 Kilometer Brevet im Riesengebirge zu fahren. Und knapp 7000 Höhenmeter gratis dazu. In Anbetracht der anstehenden Höhemeter und Steigungen wollte ich mein Rad auf bergtauglich trimmen, musste aber feststellen, dass das Schaltwerk „nur“ Kassetten mit maximal einem 30er Ritzel verträgt. Wieder was gelernt 😉
Brevet-Start war am Samstagmorgen (13. Mai 2023) in Heidenau bei Dresden. Nach den ersten lockeren Kilometern entlang der Elbe wurde es schnell bergig. Und die erste Landesgrenze nach Tschechien ließ auch nicht lange auf sich warten. Die ersten 200 Kilometer haben sich als gutes „Warm up“ für den Anstieg zum höchsten Punkt der Tour erwiesen. Es ging zum zweithöchsten Gipfel Tschechiens, dem Lucni hora (1.555 m) bzw. der Berghütte. Steigungen mit über 20 %, eher Schotter als geteerte Straßen, haben uns echt den Stecker gezogen und wir mussten ab und an schieben. Waren allerdings damit nicht in der Minderheit. Auf Gipfelhöhe haben uns Schneefelder erwartet und eine in die den Schnee gefräste Zufahrtsstraße zur Gipfelhütte. Nach einer kurzen Pause haben wir uns dann auf die etwas abenteuerliche Abfahrt gewagt, bei ca. 2 Grad und mittlerweile im Dunkeln. Schneefelder und Rennradreifen ergeben halt keine vertrauenserweckende Kombination, so dass wir mit angezogener Handbremse gefahren sind anstelle „einfach Rollen lassen“. Auch einige Baustellen auf den Straßen haben uns das Fahren erschwert. Wir sind dann bis zur nächsten 24-Stunden Tankstelle in Liberec weitergefahren, wo wir in den frühen Morgenstunden eine Pause eingelegt haben. Es gab Kaffee und Kakao, es war warm und ein PowerNap war auch noch drin. Wir haben dann entschieden, dass wir den letzten Anstieg nicht „mitnehmen“, und uns ca. 300 Höhenmeter sparen. Einen 400 Kilometer Brevet hatten wir bereits vorab absolviert, so dass wir diesen nicht für die Paris-Brest-Paris Quali brauchten. Ab Liberic ging es dann hügelig weiter in Richtung Erzgebirge. Hier mussten wir feststellen, dass der Borkenkäfer keine Grenzen kennt. An vielen Stellen sah es leider aus wie in Mordor bei „Der Herr der Ringe“. Für uns Koffeinjunkies war dieser Tourabschnitt ein hartes Stück Arbeit, da wir bis kurz vor Bad Schandau an der Deutsch-Tschechischen Grenze keinen Kaffee auftreiben konnten.
Wir sind an Orten vorbeigekommen, die durch den Wintersport bekannt sind und wir querten andererseits auch viele sehr einsame Gegenden. Insgesamt haben wir auf der Tour siebenmal Landesgrenzen überschritten. Vor 30-35 Jahren wäre dieses Brevet so nicht möglich gewesen. Auch aus diesem Blickwinkel eine grenzenlose Grenzerfahrung, und nicht nur aus körperlicher und mentaler Sicht.
Neben den landschaftlichen Eindrücken war die Tour eine super Vorbereitung für das große Saisonziel Paris-Brest-Paris. Der einzige Wermutstropfen ist, dass ich keinen Dresdener Christstollen auftreiben konnte, obwohl ich Arne damit die ganze Zeit genervt habe.

Britta Wilms