TEAM SKY 2.0 – Das Making off

„Cool Mama!“ ist das ziemlich größte Kompliment, was Mütter von ihren 14-jährigen Söhnen bekommen können. Erst recht, wenn sie ihnen Arbeit mitbringen.  Man fühlt sich ein wenig wie ein edles Burgfräulein. Die Arbeit war in diesem Fall ein ungepflegtes, zerkratztes Frog-Road-Bike. Eine Spende an den RST (bei Hausaufgaben wäre sicherlich kein Kompliment für mich rausgesprungen). 

Zu fortgeschrittener abendlicher Stunde verwandelte sich unser Sport- und Radkeller in eine ausgewachsene Fahrradwerkstatt. Meine Aussichten auf ein reelles Stabi-Training im Winter schwanden in sekundenschnelle. Nachdem wir durchgesprochen hatten, was an dem Rad zu tun sei, schritt Hanno zur Tat. Ein Teil nach dem anderen wurde ausgebaut, abgeschraubt, in eine Kiste gelegt (dieser Ordnungsauftrag kam von mir und wurde später perfektioniert). Kurbeln wurden abgezogen, Bowdenzüge entfernt, festgerottete Schrauben in literweise WD40 ertränkt, um sie zu lösen. Emsig arbeitete er (natürlich nach den Hausaufgaben), las sich die Schrauber-Tricks der Profis durch und fachsimpelte mit uns oder seinem Bruder, der ihn im Übrigen moralisch unterstützte und stets für gute Laune sorgte.

Hanno wunderte sich, wie man so ein edles Sportgerät derartig verkommen lassen konnte (sehr gut!). Bis Hanno ans Innenlager kam. Frust kam auf. Das Teil ließ sich um’s Verrecken nicht lösen. Es waren Herbstferien, Papa hatte Urlaub. Aber es war Donnerstag.  Der Radladen südöstlich von Lübeck hat an diesem Wochentag geschlossen.  Jetzt war guter Rat teuer. Die „Jungs“ fuhren nach Bad Segeberg zum Fahrradprofi und bekamen Rat und Hilfe. Kostenlos. Eine kleine Tube Anerkennung obendrauf und das versandete und bis Hollywood knirschende Innenlager war frei. Hanno zweifelte erneut an der Menschheit. Putzt und poliert er sein eigenes Rad doch akribisch nach jeder Radausfahrt. Aber er war auch ein wenig stolz, von einem Berufsschrauber einen Schulterklopfer bekommen zu haben.

Zu Hause wurden jetzt alle Gewinde, und der Rahmen bis in alle Ecken gereinigt. Das alles gleich zweimal, weil alles andere Pfusch gewesen wäre. Parallel wurden Preise recherchiert (ich glaube trotz Hausaufgaben), Teile bestellt, Sprühlack in den entsprechenden Farben im Baumarkt um die Ecke erworben. Jetzt wurde der Rahmen abgeklebt, angeschliffen und im Freien lackiert (Note: gut). Der Glanz war zu wenig. Klarlack musste darüber. Nach 24 Stunden Trocknung (und wir mussten ihn deutlich bitten, vorher nicht zu beginnen) geht der Spaß erst richtig los: Lenker anschrauben, Brems-Schalthebel befestigen, Umwerfer und Schaltwerk montieren, Bowdenzüge einziehen, Kurbeln, Kettenblätter, Ritzelpaket festziehen, Lenkerband wickeln. 

Und ich werde zum ersten weiblichen Ritter geschlagen, als ich bei Bremse, Schaltung und Umwerfer helfen darf. Liebevoll werden RST-Aufkleber befestigt und aufgeregt die erste Probefahrt gemacht. Das Rad übergibt Hanno mit Stolz an Piotr. 

Silke Hölzer